By Wolfgang Ludwig Schneider

Hermeneutik und funktionale examine gelten üblicherweise als konträre Methodenoptionen, denen unterschiedliche Theoriekonzeptionen entsprechen. Verstehende Übernahme der subjektiven Perspektive von Akteuren (bzw. Autoren), Explikation ihrer Überzeugungen, Ziele und Bedeutungsintentionen einerseits, examine der objektiven Folgen von Handlungen im Hinblick auf method ische Strukturen andererseits, markieren unterschiedliche Zugangsweisen zur Untersuchung sozialen Handeins, zwischen denen keine Berührungspunkte zu bestehen scheinen. -Genaueres Hinsehen läßt jedoch Überschneidungen und Parallelen erkennen, die eine Überprüfung dieses Urteils nahelegen: Wie aus Mertons Unterscheidung zwischen latenten und manifesten Funktionen abgelesen werden kann, gehört auch die Untersuchung intendierter Hand­ lungsfolgen zum Kompetenzbereich funktionaler examine. Umgekehrt distanziert sich die philosophische Hermeneutik Gadamers ausdrücklich von einer als "romantisch" apostrophierten Hermeneutik, die das Ziel verstehender Auslegung auf die Explikation 'subjektiv vermeinten' Sinnes reduziert. - Weitgehende Übereinstimmung statt bündiger Disjunktion zwischen beiden Methoden lassen die Positionsbeschreibungen dieser beiden Autoren vermuten. Die vorliegende Arbeit geht dieser Vermutung nach. In ihr soll versucht werden zu zeigen, daß hermeneutische Interpretation und funktionale examine auf einer gemeinsamen analytischen Kernfigur beruhen -der Figur von Frage und Antwort bzw. von challenge und Problemlösung. Auf dieser foundation angestrebt wird die systematische Verknüpjung beider Methoden als Erscheinungsformen objektiven Verstehens .

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Gelöst werden kann diese Aufgabe nach Collingwoods Auffassung nur dann, wenn der Autor die ihn bewegenden Fragen richtig beantwortet hat. 87 Für die Aufgabe der Interpretation folgt daraus, daß eine Aussage oder ein Aussagenkomplex erst dann verstanden worden ist, wenn (mindestens) eine 86 Zur Rolle von Präsuppositionen vgI. ausführlicher unten, Abschn. 2. 87 Wie J. Watkins zeigt, ist diese These nur unter der verschärften Voraussetzung gültig, daß der Interpret über keinerlei unabhängige Evidenzen für die Rekonstruktion der Problemsituation verfügt, in der sich ein Autor (bzw.

86 Unwichtig ist, ob irgendeine bzw. welche dieser Möglichkeiten durch eine wirklich ausgesprochene oder gedachte Frage "ins Offene gestellt" und zum Anlaß für die Formulierung einer Aussage genommen wurde. Maßgeblich ist allein, daß die Präsuppositionen einer tatsächlichen Frage nicht den Präsuppositionen der Fragen widersprechen, die im Hinblick auf die isoliert betrachtete Aussage als deren objektiv möglicher Fragehintergrund erscheinen. Soweit diese Kompatibilitätsbedingung erfüllt ist, gilt die These, daß Aussagen immer mehr mögliche Fragen beantworten als nur die, zu deren Beantwortung sie tatsächlich erzeugt wurden.

In Collingwoods Position ergibt sich daraus der folgende Widerspruch: 95 Vgl. 68f. 51 Einerseits behauptet Collingwood die Untrennbarkeit von Interpretation und Geltungsprüfung, wenn er es zur Aufgabe jeder Interpretation erklärt, die Fragen zu rekonstruieren, als deren Lösung ein Text betrachtet werden könne. Andererseits verlangt er vom Interpreten, daß er die Überzeugungen eines Autors nicht an seinen eigenen Sachüberzeugungen messe. Demnach wäre vom Interpreten etwa zu fordern, sich vorbehaltlos auf den Standpunkt des Autors zu begeben und dessen Überzeugungen als kontingenten Ausgangspunkt der Deutung zugrunde zu legen.

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