Download Sterben und Trauern in der modernen Gesellschaft by Gerhard Schmied PDF
By Gerhard Schmied
Das vorliegende Buch will in erster Linie Informationen zu Sterben, Tod und Trauern vermitteln, und darunter sol che, die bisher in deutscher Sprache noch nicht zugänglich waren. Es soll auch helfen. Kann details jemand hel fen? Aus eigenem Erleben weiß ich, daß die sachliche, auch wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Tod und Trauer die Bewältigung eines Verlustes erleichtern kann. Und vor allem ist details oft die Voraussetzung für wirkliche Hilfe, die mehr ist als das Bemühen. Der Autor ist Soziologe, und die daraus resultierende wissenschaftliche Orientierung ist leitend, wenn für unse ren gegenwärtigen Lebensraum, die westlichen Industrie gesellschaften, Eigenarten und Probleme von Sterben, Tod und Trauern sowie ihre Einbettung in die Gesamtkultur dargelegt werden. Das bedeutet jedoch kein striktes Aus klammern der historischen Sichtweise. Im Kontrast zur Vergangenheit werden vielfach erst Besonderheiten von Sterben, Tod und Trauer in der Gegenwart deutlich; bis weilen wird aus dieser Perspektive aber auch sichtbar, daß manche Züge gar nicht so typisch smooth sind, wie guy auf den ersten Blick annimmt.
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Die Umgebung; besonders wichtig ist die Alternative: Wohnung oder Institution, 6. die psychischen Faktoren, die einen Menschen charakterisieren; in diesem Zusammenhang ist seine Art und Weise, auf krisenhafte Vorgänge zu reagieren, von besonderer Bedeutung. I 77 Alle diese Faktoren sind mehr oder weniger kulturell geprägt. Das gilt auch für die Erträglichkeit des Gesundheitszustandes, der nur auf den ersten Blick einen objektiven Faktor darstellt. Aber selbst Schmerzempfindungen oder wenigstens die Äußerungen über diese Empfindungen sind kulturell geprägt, wie aus einer amerikanischen Studie hervorgeht, in der italienisch- und irischstämmige Patienten verglichen wurden l78 • Ähnliches muß für den letzten Faktor in dieser Reihe angenommen werden.
Aber selbst Schmerzempfindungen oder wenigstens die Äußerungen über diese Empfindungen sind kulturell geprägt, wie aus einer amerikanischen Studie hervorgeht, in der italienisch- und irischstämmige Patienten verglichen wurden l78 • Ähnliches muß für den letzten Faktor in dieser Reihe angenommen werden. Ein stoisches Akzeptieren ohne jedes Aufbäumen etwa dürfte für unsere Kultur untypisch sein. Die Faktoren, die sich auf die Umwelt (Faktor 4 und 5) beziehen, sind bereits thematisiert worden (vgl.
Arzt wie pflegender Angehöriger können befürchten, daß das Bewußtsein des bevorstehenden Todes die körperliche und psychische Verfassung des Patienten beeinträchigt. 185 Und sicher ist es falsch, einem unvorbereiteten Kranken oder etwa einem Kranken, der einen Infarkt überstanden hat 186 , eine negative Diagnose zu präsentieren. Es ist inhuman, einem Sterbenskranken all die Hoffnungen auszureden, die er, vor allem bei zeitweiliger Besserung, schöpft, und es ist unsinnig, einem Kranken den Termin seines Sterbens zu nennen.